Die Stadt Cusco in Peru: Der „Nabel der Welt“ mitten in den Anden
Betrachtet man die maximale, sich fast über den ganzen südamerikanischen Kontinent erstreckende Ausdehnung des Inkareiches zu seiner Blütezeit kurz vor dem Eintreffen der spanischen Eroberer gegen Ende des 15. Jahrhunderts, kann man das große Selbstbewusstsein gut nachvollziehen, welches die einstigen Herrscher von ihrer damaligen Hauptstadt Cuzco wortwörtlich als dem „Nabel der Welt“ reden ließ. Als Wiege ihrer Kultur, administratives und religiöses Zentrum spielte die Stadt in gut 3400 Meter Höhe damals für die Quechua-Indianer eine hervorgehobene Rolle, gemäß deren Überlieferung wurde Cusco um das Jahr 1200 von dem göttlichen Geschwisterpaar Manco Cápac und Mama Ocllo, den beiden Kindern des Sonnengottes Inki gegründet. Von Forschern aufgrund der Vielzahl der innerstädtischen wie in unmittelbarer Umgebung gelegenen historischen Ruinen auch mitunter „Archäologische Hauptstadt Amerikas“ genannt, ist das heute knapp 350 000 Einwohner fassende und seit 1983 den Rang einer UNESCO-Welterbestätte genießende Cusco gerade deshalb eine der bestbesuchten peruanischen Städte, von dort aus starten auch meist die Touren zur nicht minder beeindruckenden und etwa 75 Km entfernten Ruinenstadt Machu Picchu.
Einst von „göttlichen Geschwistern“ gegründet, Dank Macchu Picchu neu erwacht
Nachdem Cusco im Jahr 1533 vom spanischen Conquistador Francisco Pizarro (1476 – 1541) erobert, geplündert und fast dem Erdboden gleich gemacht wurde, kam es nur wenige Jahre später bei dem missglückten Versuch der Wiedereroberung durch die Inkas zur nahezu völligen Zerstörung der Stadt. Die Gründung der noch heutigen peruanischen Hauptstadt Lima wie auch ein schweres Erdbeben 1650 schmälerten die Bedeutung Cuscos zusätzlich und empfindlich, erst die Wiederentdeckung der imposanten Anlage von Machu Picchu zu Beginn des 20. Jahrhunderts ganz in der Nähe bescherten auch der ersten Inka-Kapitale einen erneute und bis heute anhaltende Popularität. Doch trotz seiner bewegten wie kriegerischen Geschichte und den zahlreichen Zerstörungen, die Cusco auch immer wieder durch schwere Erdbeben erlitt, bietet die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz auch noch immer eine Vielzahl an Attraktionen und baulichen Sehenswürdigkeiten. Architektonisch interessanterweise haben übrigens gerade die nach der antiseismischen und nicht gleichmäßigen indianischen Mauer- und Ziegeltechnik errichteten Gebäude die diversen Erdstöße weitaus besser überstanden, als die vielen spanischen Kolonialbauten, noch heute kann man im gesamten Stadtgebiet große Mauern aus unbehandelten, dafür aber perfekt ineinander gefügten Granitblöcken bestaunen.
Das moderne Cusco verfügt übrigens über eine staatliche Auswahl an Hotels aller Klassen, die Preise variieren zwischen ca. 25 und 500 US-Dollar die Nacht. Auch gastronomisch wird einiges geboten, die in den zahlreichen Restaurants angebotene Küche reicht von peruanischen und südamerikanischen Gerichten über europäische bis zu asiatischer Kost. Bars, Pubs, Clubs und Discos finden Sie ebenfalls und hauptsächlich im Zentrum, dort befinden sich auch die meisten Shopping-Gelegenheiten mit den Schwerpunkten Kunsthandwerk, Schmuck, typische regionale Bekleidung (Alpaca-Wolle) und Wanderbedarf.
Ohne Mörtel und Lehm stärker als die Erdbeben: Die Mauerkunst der Inka
Zeugnisse althergebrachter und standfester Baukunst kann man etwa in den beiden historischen Straßen Callejón de Siete Culebras (Gasse der sieben Schlangen) und der Calle Hatunrumiyoc (Straße mit dem großen Stein) besichtigen, auch bei den heutigen Überresten des einst wichtigsten Inkatempels Coricancha/Intikancha (Sonnentempel) gewinnt man einen erstaunlichen Eindruck von der fast geschliffen wirkenden Bauweise der ohne Mörtel oder Lehem perfekt ineinander verkeilten Steinquader. Weitere sehenswerte Artefakte aus der reichhaltigen und erstaunlichen Inkakultur werden natürlich auch in den Museen der Stadt ausgestellt, so etwa im Museo de Historia Regional (Regionalgeschichtsmueseum) in der Casa Garcilaso de la Vega, im Museo Palacio Municipal de Arte Contemporaneo (Museum der zeitgenössischen Kunst) an der Plaza Cusipata, im Museo Arqueologico Koricancha (Archäologiemuseum Korichanca) an der Plazoleta Santo Domingo, im Mueseo Inka (Inkamuseum) an der Cuesta del Almirante 103, im Museo de Arte Popular (Museum der Volkskunst) und dem Centro Qosqo de Arte Nativo (Kunst- und Tanzzentrum der Quechua) an der Avenida El Sol sowie am Monumento Pachacutec (Pachacutec-Denkmal) in der Nähe der Avenida 28 de Julio.
Ausflüge in und um Cusco: Sehenswertes soweit das Auge reicht
Nur etwa 3 Km von Cusco entfernt liegt mit den imposanten Ruinen der einstigen Festung Sacsayhuamán ein weiteres bedeutendes Baudenkmal der Epoche. Die aus mehreren Mauern bestehende Anlage diente einst der Verteidigung der unterhalb von ihr gelegenen Stadt, verschiedene, durch unterirdische Gänge miteinander verbundene Türme sollten ggf. sich annährende Feinde schon von weitem sichtbar machen. Eher kultischen als strategischen Zwecken hingegen diente das Wasserheiligtum Tambo Machay (Bad der Inka) etwa 8 Km nordöstlich von Cusco, hier sollte das über vier Ebenen künstlich kanalisierte Wasser die Wirkung eines Jungbrunnens haben, bzw. der Fruchtbarkeit und der Segnung dienen. Ebenfalls empfehlenswert für kleine Ausflüge in der Umgebung der Stadt sind die kleine Bergfestung Puca-Pucará etwa 7 Kilometer vom Zentrum entfernt und der Fest- und Opferplatz Kenko/Q`enko, der sich ca. 6 Km außerhalb befindet. Etwas weiter entfernt liegen nicht minder interessante archäologische Attraktionen, so zum Beispiel die Festung Ollantaytambo in 70 Km Entfernung, die ca. 33 Km entfernte Stadt Písac/Pisaq, die raffinerte, aus Terrassen geformte Anbaufläche Moray in 38 Km Entfernung, die farbenfrohe Stadt Urubamba auf halber Strecke nach Macchu Picchu (ca. 32 Km), die ebenfalls gut 30 Km entfernte Stadt Chinchero mit ihrem schönen sonntäglichen Indiomarkt, die Ruinenlandschaft Tipón mit ihren ausgeklügelten Wasserfällen und Kanalsystemen in etwa 22 Km Entfernung sowie natürlich die wohl berühmteste Sehenswürdigkeit der Gipfelstadt Macchu Picchu mit ihren zahlreichen erstaunlichen Bauten und Gebäuden etwa 75 Km entfernt.
Geführte Touren gibt es unter anderem von tikuna-tours.com.